Illustration: Frauke Berg
(Textauszug) Es wäre geradezu albern zu fragen, ob Afrika unseren globalen Musikgeschmack beeinflusst hat. Wohl kaum ein musikalisches Genre, das frei von afrikanischen Einflüssen ist. Rock´n´Roll, Blues, Jazz, Reggae, Dub, HipHop, letztlich der gesamte Pop – was bliebe schon übrig, versuchten wir, die schwarzen Bestandteile unserer Musikkultur auszuklammern? Leider erscheint es auf den ersten Blick fast ebenso albern wissen zu wollen, inwieweit Afrika die globale Modekultur prägt. Man erhielte womöglich die unsichere Gegenfrage, inwiefern Naomi Campbell noch als afrikanisch gelten mag, oder ob man bei Altkleidern von Mode sprechen kann.
Eigentlich erstaunlich, wie wenig wir Mode mit Afrika verbinden. Nicht nur angesichts eines Yves Saint Laurent, aufgewachsen in Algerien, und eines Alber Elbaz, der aus Marokko stammt. Oder, weil Top-Models wie Alek Wek und Waris Dirie in der Subsahara großgeworden sind. Immerhin liegt auf dem Schwarzen Kontinent oftmals der Ursprung unserer Kleidung – und zugleich ihre letzte Bestimmung: Neben den USA und Zentralasien gehört Afrika zu den großen Lieferanten von Baumwolle und empfängt im Gegenzug jährlich über 400.000 Tonnen abgelegte Kleider, vornehmlich aus den Spendencontainern an unseren Straßenecken. Unser Desinteresse mag daher rühren, dass dem rohstoffreichen und dennoch ärmsten Kontinent der Welt zwei Glieder der textilen Wertschöpfungskette zufallen, die wir allenfalls mit ‚Bekleidung‘, nicht aber mit ‚Mode‘ in Zusammenhang bringen. Unsexy zudem: das schlechte Gewissen in Anbetracht der Opferrolle Afrikas zugunsten unseres westlichen Luxus. Denn Tatsache ist, dass die afrikanischen Länder aus ihrer Einbindung in die globale Bekleidungsindustrie zu keiner Zeit wirklich Profit schlagen und dennoch massiv von ihr abhängig sind. (...)