Die Jeans und das ihm zugrunde liegenden Material Denim nimmt in der Mode eine besondere Rolle ein. Mit ihrer 150 jährige Historie bildet sie heute einen Grundpfeiler fast jeder Kollektion, nicht nur aus Gründen des Images sondern auch der Kommerzialität. Somit gehört sie zu den wenigen Modeprodukten, für die es sich lohnt in seine Entwicklung zu investieren, also seine Silhouette und Passform zu optimieren, das Material in Bezug auf seine Anmutung zu variieren und vor allem aber auch technologisch weiter zu entwickeln.
Trotz aller Kontinuität lassen sich an Denim viele aktuelle und in die Zukunft weisende Themen der Mode ablesen, sei es Recycling, ökologische Optimierung, der Ausbau des Tragekomforts und das Aufleben alter Handwerkstechniken – designtheoretisch ein Spagat, der nicht leicht zu bewältigen ist, denn die Jeans muss somit zum einen Tradition und zum anderen Fortschritt abbilden. Ihre hochkomplexe Technologie, bestehend aus außergewöhnlich vielen Arbeitsschritten (vom Rohstoff über die Garnherstellung hin zu vielfältigen Färbe- und Waschverfahren bis zur Fertigung), muss in einem Objekt münden, welches unbekümmerte Lässigkeit vermittelt. Um dies zu bewerkstelligen, ringen Hersteller um Fachkräfte und um Möglichkeiten, Kunden auf sinnvolle Weise mit Informationen zu versorgen, auf dass diese sie ihren Endverbrauchern vermitteln.
So habe ich im Frühjahr 2017 mit einer Delegation von 14 Studierenden der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle aus den Fachgebieten Textildesign, Modedesign, Kunstpädagogik und Designwissenschaften Herstellungsbetriebe in Italien besucht: Webereien, einen Knopf- und einen Etikettenhersteller, eine Wäscherei sowie eine Jeansmarke. Ziel war, die Komplexität der Jeansherstellung zu erfahren und sich über Diskussionen, Texte, Übungen etc den verschiedenen Blickwinkeln anzunähern und neue Konzepte in Bezug auf Produkt und Kommunikation zu entwickeln.