Mein Kommentar für die Ausgabe 11/19 des md Magazins.
Eine Bibliothek für Objektstoffe? Die wird es erstmals auf der Heimtextil 2020 geben. Ein Tool für Architekten, Innenarchitekten und Designer, das schon lange überfällig ist.
(…) Auf der einen Seite sind die Einsatzmöglichkeiten von Textilien nicht ohne weiteres vergleichbar mit denen anderer Werkstoffe, die man in der Innenarchitektur verarbeitet. Und obwohl sich das Angebot an Stein, Holz und Metall in letzter Zeit rasant erweitert, kann es noch lange nicht mit der Fülle an Materialkompositionen, Texturen, Dekoren, Farben und Funktionen mithalten, die im Stoff abgebildet werden können. Auf der anderen Seite legen Textilien auch bezüglich ihrer technischen Eigenschaften zu und ‧haben heute viele ihrer tradierten Schwächen überwunden, etwa Schmutzanfälligkeit oder Feuer‧gefährlichkeit. Damit wächst nicht nur das Angebot an Vorhangstoffen und Bezügen für den Objektbereich, sondern es wachsen auch deren Einsatzmöglichkeiten. Textilien empfehlen sich vielerorts als die bessere Alternative. So unterstützen Vorhänge in Krankenhäusern die Luftreinigung oder großflächige ‧Gewebe dienen als Dachbespannung.
Diese Vielfalt ist Fluch und Segen zugleich. Den Architekten, Innenarchitekten und Designern eröffnet sich ein reiches Gestaltungsspielfeld, gleichzeitig kommt ihnen jedoch das textile Angebot wie ein undurchdringlicher Dschungel vor. Immer mehr Stoffe drängen auf den Markt. Kollektionen wachsen und neue Anbieter, etwa aus dem erstarkenden asiatischen Raum, drängen nach Europa. Zudem sieht man der neuen Stoff‧generation ihre Funktionalität nicht mehr an. Outdoor sieht wie Indoor aus, Akustikstoffe sind transparent und Blackouts kommen wie natürliche Leinenqualitäten daher.
Textilverlage legen nach wie vor ihren kommerziellen Fokus auf den Einzelhandel, der sich vornehmlich für Dekor und Griff interessiert, so dass intelligente Funktionalitäten oft nur zaghaft kommuniziert werden. Das wirkt auf den anwendungsorientierten Architekten eher unglaubwürdig. Im Ergebnis bringen Verlage zwar technisch hoch spannende Textilien auf den Markt. Deren Features gehen aber gerne im umfangreichen dekorativen Angebot unter.
Dazu kommt: Designer sind im Kerngeschäft wenig mit Stoff befasst und verlieren sich auf der Suche nach dem Spezifischen gerne im Allgemeinen. Auch der ‧Architekt wird schnell der Muster überdrüssig und verharrt in seiner konservativen Haltung. Das heißt, er nutzt projektübergreifend die immer gleichen Stoffe oder er bevorzugt ‧Anbieter mit einem schmalen, auf sein Büro individuell zugeschnittenen ‧Produktportfolio. Im ungünstigsten Fall verzichtet er sogar ganz auf eine ‧innovative textile Lösung.
Dementsprechend bilden die zur Anwendung gekommenen Textilien nur sehr selten die Bandbreite ab, zu der ihre Hersteller heute technisch wie auch gestalterisch in der Lage sind. Das ist bedauerlich. Im Objektbau sowie jenen Privathäusern, die von professioneller Hand eingerichtet werden, liegt die Zukunft der Einrichtungstextilien. Der Einzelhandel verliert mehr und mehr an Umsatzkraft. (…)
Der gesamte Artikel ist hier zu lesen.